Mit dem Elektroauto vom Ruhrgebiet nach Südfrankreich

Kapitel 1:
Von Unna bis zur Eifel

Der Chronist berichtet nun, was ihm zugetragen wurde über eine ungewöhnliche Reise, nämlich dass einige Freunde, ja selbst nahe stehende Verwandte, Michael und Wolfgang zunächst für verrückt hielten, als sie Ende Juli 2016 kurzfristig planten, von Unna bis in das gut 1.000 km entfernte Barjac/Südfrankreich mit einem Elektromobil zu fahren, zumal sie sich getreu dem obigen Motto für die Unternehmung  insgesamt nur eine Woche Zeit genommen hatten. Aber sie waren dann so verrückt – und es ist  überliefert, dass es sich gelohnt habe!

Das Fahrzeug:     
Renault ZOE, Baujahr Oktober 2015, Akkukapazität 22 kWh, (theoretische) NEFZ-Reichweite 240 km, realistische Reichweite im Sommer: 150 - 170 km

Die Ausstattung: 
Typ 2 Ladekabel und NRGKick Ladekabel mit allen Adaptern, Getränke, Nackenkissen, Straßenkarten, Laptop, Smartphone, Sonnenschutz für die Windschutzscheibe

Der Plan:             
2 Tage Hinreise über Köln, die Eifel, Luxemburg, Metz, Nancy, Dijon, Lyon, 3 Tage Aufenthalt, 2 Tage Rückreise die gleiche Strecke, das ganze bei reduzierter Reisegeschwindigkeit und mit jeweils 4 oder 5 Ladepausen von je einer Stunde

Die Vorbereitung:
Bestellung der nötigen Ladekarten bzw. die der Eigner der Zoé für nötig hielt stundenlange detaillierte Planung von Ladestationen (unter den Aspekten: sicher ankommen und Ausweichmöglichkeiten einplanen) und Übernachtung (unter den Aspekten: früh genug ankommen, gut essen und trinken, gut schlafen, laden können).  

Die Abfahrt war für den 26. Juli um 7.00 Uhr geplant, die Rückkehr für den 1. August abends/ nachts, aber vor 24.00 Uhr.  

...

Das erste Ziel zum Nachladen war in 128 km das Fahrsicherheitszentrum des ADAC Rhein-Erft in Weilerswist. Bis Köln lief alles rund, die Stimmung der Reisenden war gut, und sie waren neugierig darauf, welche Abenteuer auf sie zukommen würden.

Nach der Rheinüberquerung wussten sie es, schließlich waren sie – Ferienzeit hin oder her – im Stau-Land NRW unterwegs. Genau ein solcher verzögerte ihre Fahrt bei Köln-West. Nach dem Schallschutztunnel löste er sich langsam auf, und die Reisenden nahmen wieder Fahrt auf. Da im Stand nur wenig Strom für die Betriebssysteme verbraucht wird – mehr bei Heizung oder Klimatisierung –, war man sicher, das gesteckte Ziel zu erreichen. Und so geschah es auch. Die ZOE lief um 8.55 Uhr in das Fahrsicherheitszentrum ein, ein Stellplatz für Elektrofahrzeuge war frei, und der Ladevorgang wurde über die Intercharge-App (RWE-Ladestation) gestartet. Die Ladestation ist nur zu den Öffnungszeiten des ADAC – werktags 8 - 17 h – erreichbar.

Im ADAC-Gebäude wurde den Reisenden von einer freundlichen Dame ein Kaffee angeboten, während sie zum Zeitvertreib einer Gruppe von Motorradfahrern (Verbrenner) zuschauten, die sich auf das Fahrsicherheitstraining vorbereitete. Es konnten auch die Sanitäreinrichtungen benutzt werden, und auf diese Weise erleichtert und frohgemut stellten die Reisenden Überlegungen für die Weiterfahrt an:

  • Wie hoch ist die Eifel?
  • Wie viele Anstiege gibt es und wie lang sind sie?
  • Sollte man sicherheitshalber noch einen Zwischenstopp zum Nachladen einlegen?
  • Wie weit sind die Ausweichstationen von der geplanten Strecke entfernt, falls eine Ladestation ausfällt?
  • Wie stark wird man rekuperieren, d. h. durch Schiebebetrieb bergab oder durch Bremsen den Akku selbst nachladen können?

1. Ladestopp in Weilerswist
Entfernung: 128 km
Ladestand: 37 %
Rest-Reichweite: 64 km
Neuer Ladestand: 97 %
Neue Reichweite: 169 km

Um 9.40 Uhr machten sich die Reisenden auf den Weg ins Preußische Sibirien, wie das Mittelgebirge früher hieß, und es ging scheinbar ewig lange bergauf, die Ladung schmolz dahin, und mit ihr die Restreichweite! Sie fuhren sparsam, d. h. zwischen 75 und 90 km/h. Es fuhren zum Glück nur recht wenige LKWs, die aber immer wieder überholten.

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