Mit dem Elektroauto vom Ruhrgebiet nach Südfrankreich

Kapitel 2:
Durch die Eifel und Luxemburg bis Metz

Weiter ging es bergauf und bergab durch eine recht dünnbesiedelte und an diesem Tag windarme Gegend. Die immer wieder auftauchenden Windräder wiesen aber darauf hin, dass man hier wohl häufiger mit kräftiger Brise zu rechnen hat, was je nach Richtung einiges an Energie und damit an Reichweite kosten kann. Nach einer Stunde trafen dann die Reisenden eine Entscheidung, wohl eher aufgrund Wolfgangs gehöriger Skepsis: es sollte nachgeladen werden, und so erreichten sie um 10.50 Uhr die primär nicht vorgesehene Ladestation in Prüm, direkt neben einer Tankstelle und einigen Läden. Ein Stellplatz für Elektrofahrzeuge war frei, und der Ladevorgang wurde über die Intercharge-App (RWE-Ladestation) gestartet. Gegenüber lockte eine Bäckerei mit Café zum zweiten Frühstück: Brötchen, sogar – als Vorfreude auf Frankreich – Croissants von recht guter Qualität, Cappuccino, Marmelade, Aufschnitt, frisch zubereitetes Rührei mit Speck. Das Wetter erlaubte ein sommerliches Frühstück im Freien – direkt an der Hauptverkehrsstraße, auch dies als Vorfreude auf Frankreich, wo in den kleineren Orten selbst auf schmalsten Bürgersteigen – sofern es welche gibt – die Tische der Restaurants und Cafés bis an den Straßenrand reichen, d. h. der Kaffee steht in Höhe der LKW-Abgase. Gleichwohl stellte sich Wohlbefinden ein, und kaum gemütlich zu Ende gefrühstückt, war die ZOE auch schon wieder vollgeladen; Abfahrt um 11.40 Uhr.

Frühstück in Prüm

Frühstück in Prüm

2. Ladestopp in Prüm
Entfernung: 83 km

Ladestand: 40 %
Rest-Reichweite: 66 km
Neuer Ladestand: 98 %
Neue Reichweite: 161 km




Die Adresse der nächsten Ladestation lässt eigentlich nichts anderes erwarten: Trierweiler-Udelfangen, Auf der Geig 15, und doch ergreifen die Reisenden, je näher sie ihr kommen, größere Zweifel: ein kleines, abgelegenes Eifeldorf, auf der Hauptstraße von einer Ladestation keine Spur, zumal das Navi aus dem Ortskern herauslotste, und zwar in ein Neubaugebiet außerhalb, die angegebene Straße eine Sackgasse... Buchstäblich im letzten Moment vor dem Aufgeben („Hier kann jetzt wirklich nichts mehr kommen!“) entdecken die erleichterten Reisenden sie um 12.35 h, die RWE-Ladesäule direkt vor einem Privathaus!

Des Rätsels Lösung: ein Internet-Nerd mit IT-Home-Office und einem Faible für E-Autos und Hybriden schon der ersten Stunde, hochherzig stellt er seine betrieblich-private (RWE)Ladesäule öffentlich zur Verfügung…

In die Freude über den glücklichen Fund mischen sich jedoch bald Misshelligkeiten: der Zugang mit der Intercharge-App ist ebenso wenig möglich wie mit der RWE-App. Firmen-Mitarbeiter und freundliche Nachbarn versuchen ihr Bestes, holen ein anderes Ladekabel, aber erst der Anruf Wolfgangs bei der RWE-Hotline führt schließlich zum Erfolg: unbürokratisch und kostenlos wird der Zugang freigeschaltet.

Die 45 Minuten Ladezeit vergingen kurzweilig: mit dem Eigner der Säule wurden Einzelheiten der Experimentalreise ausgetauscht und auch sonst gefachsimpelt. Um 13.20 h ging es weiter in Richtung Südwesten, dem Ausland entgegen.

3. Ladestopp in Trierweiler
Entfernung: 58 km
Ladestand: 60 %
Rest-Reichweite: 99 km
Neuer Ladestand: 97 %
Neue Reichweite: 158 km

Hocherhobenen Hauptes und geradezu mit Verachtung ließen die Reisenden – allerdings nur für dieses Mal – die Tankstellen Luxemburgs mit ihrem im Vergleich zur BRD immer noch 15 bis 20 Cent billigeren Sprit links oder besser rechts liegen und erreichten über die kaum noch als solche wahrnehmbare Grenze La douce France, das Land ihrer Sehnsüchte, wenn auch erst den lothringischen Landesteil, der mit seiner auch sichtbaren Schwerindustrie oder deren Überbleibseln manchmal dem Ruhrgebiet ähnelt.

Nächstes (Lade-)Ziel war IKEA La Maxe, günstig im Norden der Stadt Metz direkt an der Autobahn gelegen, das die Reisenden nach 1 ¼ h um 14.35 h anfuhren.

Die Ladesäule, die nur zu den Öffnungszeiten des Möbelhauses (werktags 10 – 20 h) zugänglich ist, war erstaunlicherweise mit einer französischen ZOE belegt. In die Freude über den Gesinnungsgenossen mischte sich bei den Reisenden – so wird berichtet – auch ein wenig Missvergnügen über die dadurch verursachte Verzögerung. Indessen zeigte ein Blick auf den im Tacho angezeigten Ladestand, dass der Akku nahezu voll war. ... Die Reisenden nutzten die Pause für einen späten Mittagsimbiss, der nach dem üppigen zweiten Frühstück in Prüm und angesichts des im burgundischen Is-sur-Tille vorgesehenen Abend-Menus – dann doch der Vernunft folgend – eher schmal ausfiel.

Ladesäule bei IKEA La Maxe

Ladesäule bei IKEA La Maxe

4. Ladestopp in La Maxe
Entfernung: 107 km
Ladestand: 40 %
Rest-Reichweite: 64 km
Neuer Ladestand: 96 %
Neue Reichweite: 168 km





Im nächsten Kapitel:
Vom Reisenden zum Abenteurer: Akku leer, Ladestation außer Betrieb