Mit dem Elektroauto vom Ruhrgebiet nach Südfrankreich

Elektromobilität – was bedeutet das in der Praxis?

Reine Elektroautos haben derzeit – bis auf die Teslas – noch eine recht eingeschränkte Reichweite, d. h. man muss z. B. die ZOE*, einen französischen Kleinwagen der Firma Renault, nach etwa 130 – 160 km nachladen, was je nach der angebotenen Stromstärke der jeweiligen Ladestation zwischen etwa 50 min (bei 400 V Starkstrom mit 32 A) und 15 h (bei 230 V Haushaltssteckdose) dauern kann. Die Schnellladefunktion funktioniert nur bis etwa 95 % der Vollladung; danach reduziert die Elektronik die Stromstärke, um die Batterie zu schonen. Man plant also längere Fahrten sinnvollerweise mit Ladehalten an Schnellladestationen, die inzwischen sehr weit verbreitet sind, zumindest diejenigen mit Wechselstromlademöglichkeit, mit der Typ 2-Steckdose als europäischer Norm. Die ZOE nutzt mit ihrem Typ 2-Anschluss diese Schnelllademöglichkeiten bis 32 A und ist daher immerhin noch recht gut für längere Fahrten nutzbar.

Die Reichweite hängt stark vom Fahrstil ab: je schneller man fährt, desto kürzer ist die erreichbare Distanz, was insbesondere vom Luftwiderstand abhängt. Auch Steigungen und Gegenwind reduzieren die Reichweite erheblich. Es hat sich herausgestellt, dass für die Zoé eine Reisegeschwindigkeit nach Tacho zwischen 80 und 95 km/h optimal ist.

Die für eine Strecke von mehr als 1.000 km häufigen Ladehalte kann man einerseits als lästige Unterbrechung der Fahrt ansehen, andererseitsaber auch als angenehme Pausen, in denen man entspannen, essen, einkaufen, Leute kennenlernen, nette Gespräche führen oder die Umgebung genießen kann.

Das eigentliche Problem bei der Planung ist nicht die Anzahl der Lademöglichkeiten sondern die Zuverlässigkeit der Funktion der Ladestationen: manche sind schon auf den entsprechenden Internetseiten gelistet, aber noch nicht in Betrieb, manche sind vorübergehend außer Funktion, manche sind von Verbrennern zugeparkt, andere wieder durch Elektromobile, die dort laden. Man ist also vor Überraschungen nicht gefeit!

Die Alternative zu den auch in Frankreich inzwischen weit verbreiteten Typ 2-Anschlüssen sind weitere Anschlussmöglichkeiten, z. B. die roten CEE-Dosen, 400 V, 16 A oder 32 A, die man häufig dort findet, wo schon immer Starkstrom benötigt wird: auf Bauernhöfen, in Werkstätten, an Veranstaltungsorten, bei Privatleuten, die sie für ihre Gartengeräte oder Brennöfen benötigen. Dort eröffnet sich allerdings manchmal das weitere Problem, dass die Steckdose mit dem Ladekabel nicht erreichbar ist. Auch auf Campingplätzen und hin und wieder auf Marktplätzen finden sich rote CEE-Dosen sowie die etwas schwächer dimensionierten blauen Kraftstromdosen. Für alle diese Lademöglichkeiten sowie für die normale Haushaltssteckdose braucht man spezielle Adapter.

Das nächste Problem sind (noch) die unterschiedlichen Zugänge zu den Ladestationen: man braucht die passende Ladekarte bzw. Internet-App für sein Smartphone für den Betreiber der Ladestation, um diese freizuschalten.

Diese Herausforderungen sind aber alle lösbar. Es kommt darauf an, welche Einstellung man zu einer solchen Fahrt hat – und wie viel Zeit!

* ZOE gebildet aus: ZerO Emission